Samstag, 8. Juni 2024
Freundschaftsspiel
Stadion der Stahlwerker "Ernst Grube" 01587 Riesa
SV Stauchitz 47 – Polizei SV Braunschweig [6:2]
999 Zuschauer


Guten Tag, erkennt ihr mich, wisst ihr noch wer ich bin?! Seht ihr die Maloche in meinem Gesicht, sie raubt mir die Kraft und nimmt Leben jeden Sinn. Doch heute zeige ich dir, eine andere Welt, komm reich mir deine Hand...! Stadion der Stahlwerker – allein bei dem Namen, bekomme ich seitdem ich das illustre Hobby pflege schon nen Ständer. Leider sollte es mir nicht gegönnt gewesen sein, das Stadion während eines Ligaspiels mit der BSG Stahl Riesa zu besuchen. Demnach war die Freude umso größer, als man Anfang des Jahres hörte, dass Last Ground Hop, hier nen mega Ding auf die Beine stellen will. Die bekannten Bilder, sprechen wohl schon für sich und beim Betrachten ist es jedes mal wie das Durchblättern eines alten Teresa Orlowski-Schmierheftes als man zwölf Jahre alt war. Der Sabber läuft aus den Mundwinkeln und auch an anderen Körperstellen merkt man eine bis dato unbekannte Erregung. Das Ernst-Grube-Stadion, umgangssprachlich „Die Grube“, war die Spielstätte der BSG Stahl Riesa und ist nach dem deutschen Politiker und Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime Ernst Grube benannt. Das Ende Mai 1955 eröffnete Stadion erreicht durch seine einzigartige Sitzplatztribüne mit ihrem futuristischem Sprecherturm einen hohen Wiedererkennungswert und macht die Hopperschweine glücklich. Früher also alte Foxy-Lady-Heftchen verklebt – rubbelt man sich heute einen auf baufällige Tribünen aus Stahl, überdeckt mit Moos und Rost – Hurra! Nach dem Aufstieg der BSG Stahl Riesa in die DDR-Oberliga wurde das Stadion im Sommer 1968 auf seine maximale Kapazität von 15.000 Zuschauerplätzen erweitert. Den Zuschauerrekord von 14tausend erreichte man in der Saison 1974/75 gegen Dynamo Dresden. Das Spiel endete 2:2 unentschieden, ich schwamm derweil noch drei Jahre im Sack von meinem Alten herum, bevor er mich in meine Mutter ballerte. Seit 2003 wird das Stadion seinem Schicksal überlassen, doch das Organisationsteam rund um Lost Ground Hop, Polizei SV Braunschweig und dem SV Stauchitz hat in den letzten Monaten erstklassige Arbeit geleistet und so durfte man heute Zeuge dieses einmaligen Spektakels werden. Vorab ein riesiges Dankeschön an alle Beteiligten, welche diesen heutigen Tag auf die Beine gestellt und gestemmt haben! Los gings um fünf Uhr und man fuhr dem Morgengrauen entgegen Richtung Osten. Bereits nach den ersten zehn Kilometern erkannte das getreue Gefährt, die noch vorhandene Müdigkeit im meinem Gesicht und schlug eine Kaffeepause vor. Da man aber mit zahlreichen Espressos ausm Discounter eingedeckt war, wurde kurzerhand die erste Mische geschüttelt und geext. Bis Leipzig dann alles prima, dann wurde man aber mit unmenschlich langen Baustellen verwöhnt, sodass man mit 80km/h nur im Schritttempo voran kam. Gegen kurz vor neun hatte man es dann nach einigen kleinen Fahrfehlern geschafft und parkte die Karre sicher in der „Kolonie“ auf nem großzügigen Parkplatz. Die Assiwochenwohlfühlkleidung wurde gegen sommerliche Casual-Bekleidung getauscht und am Einlass wurden die ersten bekannten Gesichter erspäht und begrüßt. Ohne große Faxen, kassierte man die hinterlegte Karte und betrat die ehrwürdige Spielstätte. Die Ordner nahmen es sehr genau mit den Vorschriften, sodass ein eingeschränkter Bewegungsfreiraum die Fotoentwicklung etwas schwieriger gestaltete. Aber alles super nett und freundlich, anbei bekam man noch Infos über die einsturzgefährdete Tribüne und man fühlte sich jederzeit willkommen. Was soll ich groß schreiben?! Das gesamte Areal ist einfach Weltklasse von A-Z, da gibt’s nichts was da ran kommt – außer das Kaffeetälchen des FSV Kali Werra Tiefenort natürlich! Nur zu gerne, wäre man für neunzig Minuten mal nen Ossi gewesen..., so 50iger Jahrgang und die Hütte zu DDR-Oberliga Zeiten voll gegen Lok Leipzig, Magdeburg, Erfurt, Halle, Jena, Karl-Marx-Stadt, den BFC Dynamo und natürlich Dynamo Dresden. Der Osten ist einfach geil, dies wurde heute morgen wieder einmal deutlich unterstrichen! Auf dem teilweise grünen Geläuf entwickelte sich mit Anpfiff ne ansehnliche Partie und mit einem leistungsgerechten 1:1 ging es in die Halbzeit. Diese wurde mit der obligatorischen Bratwurst überbrückt, welche zwar gut war aber nicht an die sonst gewohnten Ostgeschmacksprodukte heran kam. Seis drum – 15 Stunden, eine Bratwurst – nimm das du geiziges Hopperschwein! In der zweiten Halbzeit brach die Polizei dann unerklärlich völlig zusammen und man kassierte Gegentreffer im Minutentakt. Hatte man sich ein nettes unentschieden gewünscht, so mussten die sympathischen Braunschweiger letztlich ein halbes Dutzend einstecken. Mit Abpfiff schaute man noch einmal wehmütig auf die einzigartige Tribünenkonstruktion zurück und entschwand dann in Richtung Ausgang. In der Karre herrschten gefühlt zweihundert Grad, doch ehe die Klimaanlage so richtig in Gang kommen konnte, war man auch schon beim zweiten Spiel des Tages in Riesa...