Gummistiefel, Kutte, Utra -
mit Eintracht Frankfurt
zum Hopperschwein
Ich weiß nicht ob es eine geistige Erinnerung ist, oder diese von einem Foto, welches mich Anfang der Achtziger Jahre im Regenmantel, mit Pudelmütze
und mit gelben Gummistiefeln im Frankfurter Waldstadion auf der Gegentribüne mit ner kleinen schwarz-weißen Eintracht-Fahne zeigt. Aber es muss einer dieser wunderbaren Tage gewesen sein, als wir
am frühen Mittag in Vaters roten Alfa Romeo stiegen und nach Frankfurt gedüst sind. Für einen 5-6jährigen waren diese Samstage immer ein großes Erlebnis, obwohl man sicherlich bis dato noch
keinen Bezug zum Fußballsport im heutigen Sinne hatte. Man war einfach bei der EINTRACHT und hatte einen schönen Tag mit der Familie, samt Mutter Brunhilde und Bruder Thomas. Somit kam für mich
auch nie eine Vereinsauswahl oder ein Herantasten an irgendeinen anderen Verein in Frage, da ich seit dem ich denken kann, quasi mit Eintracht Frankfurt verheiratet bin. Meine ältesten im Besitz
befindlichen Eintrittskarten stammen aus den Jahren 1984 gegen Kaiserslautern und 1985 gegen den Hamburger SV. Samstag, 1. Juni 1985, Beginn 15:30 Uhr ist darauf zu lesen. Mit Sicherheit parkten
wir auf dem „Waldparkplatz“, so wie wir es immer taten. Nach der ersten Bratwurst und ner Limo überquerte man jahrelang die Brücke über die B43/44 ehe man den einstigen Tempel Waldstadion vor
sich sah. Bevor es die zahlreichen Stufen zur Gegentribüne hoch ging gabs am „Fan-Shop“, der meist ein rollender Autoanhänger war noch nen Souvenir. Ausgestattet mit Fahne, Schal und zahlreichen
Aufkleber-Sets ging es dann die unzähligen Stufen hinauf zu Block 28. Und da lag er vor mir, der Mythos „Waldstadion“ - mein später liebgewonnenes Wohnzimmer im Frankfurter Stadtwald. Hölzerne
Sitzbänke, Beton und diese unheimliche Größe faszinierten mich, bei meiner noch geringen Körpergröße. Später interessierte mich nach dem Sport auf dem Rasen mehr die Geschehnisse im G-Block und
mit offenem Mund beobachtete ich das unruhige und wankende Treiben der Masse und Kutten mit ihren Fahnen, Trommeln und rhythmischen Gesängen und Anfeuerungsrufen. Demnach war klar, dass wenn ich
„groß“ bin auch dort stehen werde und mir die Seele für Eintracht Frankfurt aus dem Leibe schreien werde. Damals wusste man noch nicht, dass man 1998/99 als Ultra auf die Gegentribüne
zurückkehren würde. Es folgten viele Fahrten zu Heimspielen der SGE, dann auch mit meinem Pa im sagenumwobenen G-Block bis hin zum Schlüsselerlebnis – Schalke auswärts an einem verregneten
Novembersamstag im Jahr 1992. Das Parkstadion gefüllt mit 51.500 Zuschauern und wir waren die Assis im Gästeblock auf die alle starrten und schimpften. Mit vierzehn Jahren ein noch durchaus
unbekanntes Gefühl, später liebte man die Auswärtsauftritte der launischen Diva vom Main mit ihrem „asozialen“ Anhang. Vom Spiel habe ich keine Erinnerungen mehr, war wohl aber nen lausiger
Auftritt der Adler da es 0:0 endete. Anders hingegen die Begegnung im Frankenstadion gegen Nürnberg als ein gewisser Anthony Yeboah im August 1993 die Nürnberger Würstchen fast im Alleingang
abschoss, man seine erste Bierdusche erhielt und freudestrahlend mit einem 5:1 Auswärtssieg nach Hause fuhr. 1994/95 geriet man dann politisch etwas auf die schiefe Bahn und übte sich im
Punkermilieu. Nachdem der Iro dann aber wieder abgeschoren war und man seinen Führerschein in den Händen hielt konnte Fußballtechnisch so richtig durchgestartet werden! Die Eintracht
zwischenzeitlich in die 2. Bundesliga abgestiegen wurde mit meinem schwarzen 45PS Polo nach Jena und zu Rot-Weiß Essen begleitet. Inzwischen hatte man dann auch ne Dauerkarte im G-Block und fuhr
Samstag für Samstag mit der Bahn ab Bad Hersfeld über Fulda ins schöne Frankfurt – Alkohol und Suff olé! Mit aufkommen der Ultrabewegung in Frankfurt veränderte sich langsam das Spieltagsoutfit
bis schließlich die heilige Kutte zu Hause im Schrank hängen blieb. Man zögerte zwar noch eins, zwei Spielzeiten ehe man der UF97 auf die Gegentribüne folgte, da man eigentlich den geliebten
G-Block, den Ursprung meiner kindlichen Begeisterung nie wieder verlassen wollte! Zurück auf der mir bereits bekannten Gegentribüne gings dann Ultratechnisch so richtig vorwärts und wir freuten
uns wie die Schneekönige, als wir das erste mal komplett neutral zu ner Auswärtspartie gefahren sind. Unterhaching, Babelsberg, Zwickau und wie der ganze Rotz noch heißt wurden buchstäblich von
arroganten Frankfurtern eingenommen und wo wir auftauchten verbreiteten wir Angst und Schrecken. Doch irgendwann reichte einem die Tingelei durch die bekannten Stadien nicht mehr aus, und wenn
man zum x-ten Mal in Unterhaching war wird’s auch langsam öde. Desweiteren hörte man szeneintern von Spielbesuchen in Italien und sonst irgendwo in Europa. Demnach entwickelte sich im Laufe der
Zeit ein neues Interessenfeld mit dem Namen „Groundhopping.“ Die damalige Freundin war natürlich schwer „begeistert“, dass nun neben den Spielen der Eintracht auch noch das ganze restliche
Wochenende durch die Republik gefahren werden musste. Zunächst wurde sämtlicher Kram in der Nähe einkassiert, der von Interesse war: Das Hessenstadion in Kassel wurde an nem kalten
Dezember-Wochenende samt Pyroeinlage gegen den FSC Lohfelden eingetütet, dass benachbarte Parkstadion in Baunatal stand ebenfalls auf meiner anfänglichen To-Do Liste, um mal nur zwei geile Buden
zu nennen. Leider erlegte man sich unverständlicherweise die Regel auf nur bis zur 5. Liga (damals Verbandsliga) zu zählen, womit die feinen Sportplätze in näherer Umgebung keine Beachtung
fanden. Das Jahr 1999 war dann der inoffizielle Startschuss einer glorreichen und bis heute andauernden Zeit, verbunden mit vielen Erlebnissen und Geschichten aus Nah und Fern, mit dem
unermüdlichen Drang auf der Piste zu sein und den europäischen Kontinent abzugrasen. Es folgten ereignisreiche Jahre im In- und Ausland, mit vielen wunderbaren Geschichten, die man heute noch
gerne erzählt... Vom Übernachten auf Bahnhöfen und Flughäfen, von Fahrten durch den abendlichen Berufsverkehr von Palermo und von netten Hoteliers in Thessaloniki die sich so über einen
Spielbesuch bei PAOK freuten, dass sie spontan mal den Ouzo reichten... Alles in allem, eine wunderbare Zeit, die ich keinesfalls missen möchte! Auch wenn ich jetzt etwas kürzer treten muss, die
Liebe zum Fußball, zum Groundhopping und vor allem zu Eintracht Frankfurt wird nie vergehen! Über all dem steht aber die Familie, die mich, mal mehr mal weniger kopfschüttelnd unterstützt und
teilweise sogar begleitet. Hierfür DANKE ich meinen Liebsten, und wo immer ich auch gerade an der Seitenlinie stehen werde, in meinen Gedanken und im Herzen seid ihr immer bei mir.
In Frankfort gibt's e Stadion,
des liegt im grüne Wald
Da wird am Wochenende
manch Fußballtor geknallt.
Und ist e Tor gefalle,
dann hört man's schon am Schrei'n:
Des muss von unsrer Eintracht
ein Tor gewese sein
Denn im Wald, da spielt die Eintracht.
Halli, Hallo, die Eintracht.
Und die schießt auf Tor auf Tor...
Denn im Wald, da spielt die Eintracht.
Halli, Hallo, die Eintracht.
Und die schießt auf Tor auf Tor...
Es gibt bei uns in Frankfort
noch manchen Sportverein,
der möchte, wie die Eintracht,
auch gern mal Meister sein.
Doch kommt das Wochenende,
geht alles in de Wald,
zum Spiel von unsrer Eintracht
und dann singt Jung und Alt!
Denn im Wald, da spielt die Eintracht.
Halli, Hallo, die Eintracht.
Und die schießt auf Tor auf Tor...
Denn im Wald, da spielt die Eintracht.
Halli, Hallo, die Eintracht.
Und die schießt auf Tor auf Tor...